Strahlender Empfang

Oktober 31 09:29 2012 Print This Article

BASF Wall Systems gibt dem Bahnhofsgebäude in Geilenkirchen seinen Gründerzeitcharakter zurück

Ganz bewusst haben wir die Anreise per Bahn gewählt, um nach Geilenkirchen zu fahren, denn das Bahnhofsgebäude dieser 28.000 Einwohner zählenden Stadt, nahe der deutsch-niederländischen und unweit der belgischen Grenze zwischen Aachen und Mönchengladbach gelegen, ist unser Ziel. Spätestens hinter Düsseldorf, mit Blick auf nicht enden wollende Wiesen, Felder und Waldstücke, mit Stopps an unbedeutenden, zum Teil heruntergekommenen Bahnhöfen, kommen inzwischen leise Zweifel auf, ob sich diese Reise wirklich lohnen wird. In Geilenkirchen angekommen, sind jedoch alle Bedenken im Nu verflogen. Das Bahnhofsgebäude begrüßt seine Gäste in sehr angenehmen, fast strahlendem Hellgrau, so als hätten erst gestern die Baumeister ihre Arbeit an diesem Gebäude in klassizistischem Stil beendet. Durch umfangreiche Sanierungsarbeiten und den besonderen Einsatz eines Wärmedämmverbundsystems im Außenbereich wurden gleich zwei Funktionen erfüllt: eine energetische Sanierung bei gleichzeitiger Wiederherstellung des gründerzeitlichen Charakters dieses Bauwerkes aus der letzten Dekade des 19. Jahrhunderts.

Den Gesamtstandort “Bahnhof” aufwerten
Mit der Übernahme des Empfangsgebäudes von der Deutschen Bahn AG im Jahr 2008 sah sich die Stadt Geilenkirchen dringend notwendigen Sanierungsarbeiten gegenüber. Konzeptionell hieß das: Durch angemessene Nutzung sollte der Gesamtstandort “Bahnhof” aufgewertet und in seiner ursprünglichen Funktion erhalten bleiben – das jedoch vor dem Hintergrund der Wiederherstellung des gründerzeitlichen Gebäudecharakters bei gleichzeitiger Anpassung an moderne Standards ohne verfremdende Elemente. Durch Einrichtung eines Back Shops, eines Fast Food Restaurants, eines Reisezentrums und moderner Sozialräume im Erdgeschoss bietet der Bahnhof Geilenkirchen heute allen Gästen in offenen, hellen Räumen Platz zum Verweilen. Die ehemalige Wartehalle fungiert in diesem Gefüge als verbindendes Element. Das erste Obergeschoss bietet zudem moderne Büroeinheiten. Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit und Gesamtkosten in Höhe von 1,25 Millionen Euro stehen heute im Bahnhofsgebäude von Geilenkirchen 800 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung.

Von der Bahnhofskultur zum Bahnhofsmilieu – Ein Exkurs
Bahnhöfe hatten in ihrer Entstehungszeit im ausgehenden 19. Jahrhundert eine sehr große Bedeutung. Sie waren die pulsierenden Herzstücke der Städte und deren Bewohner, die aus Prestigegründen und unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten stolz darauf waren, an das Schienennetz angeschlossen zu sei. Man scheute deshalb bei der Erbauung der Bahnhofsgebäude, so wie auch in Geilenkirchen geschehen, weder Kosten noch Mühen. Während und nach den Weltkriegen schlug das gute Image der Bahnhöfe und Bahnhofsviertel jedoch um. Die einstige Bahnhofskultur rutschte immer mehr in ein Bahnhofsmilieu ab. Geprägt von Obdachlosen, Prostituierten und Drogensüchtigen entwickelten sich die Bahnhöfe für Reisende zu reinen Durchgangsorten mit möglichst kurzer Aufenthaltsdauer.

Dass der Aufenthalt in einem Bahnhof wieder mehr sein sollte als eine reine Notwendigkeit, erkannten die Städte in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn und begannen in den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit der Aufwertung und Revitalisierung, zunächst der großen Stationen. Es folgten zahlreiche kleinere Bahnhöfe, die zum Teil auch einer neuen Nutzung, z.B. als Kulturbahnhof, zugeführt wurden.

Sachlich und zweckmäßig
Das langgestreckte historische Bahnhofsgebäude in Geilenkirchen ist das Ergebnis mehrerer Bauabschnitte und nacheinander vorgenommener Anbauten, einst begonnen mit dem höchsten zweigeschossigen Gebäudeteil. “Vom einstigen Charme war jedoch nicht viel übrig geblieben, als im Juli 2009 die Sanierungsarbeiten begannen”, erinnert sich Architekt Dipl.-Ing. Axel Praglowski von PRAGLOWSKI ARCHITEKTEN in Kooperation mit pbs architekten Gerlach, Krings Böhning Planungsgesellschaft mbH, Aachen: “Mit den 50erJahren begann Sachlichkeit vorzuherrschen, zierende Putzelemente an der einst klassizistischen Fassade wurden vielfach heruntergeschlagen oder sehr stark zurück gebaut. Eckige Kunststofffenster hatten die historischen Rundbogenfenster ersetzt. Die Decke in der Empfangshalle wurde abgehängt, die Säulen in eine rechteckige Form gebracht und gefliest – alle Veränderungen dienten der Zweckmäßigkeit, entsprachen aber auch dem Zeitgeist”, erklärt Axel Praglowski.

Authentizität war oberstes Gebot
Um dem Bahnhofsgebäude seine glanzvolle Erscheinung aus vergangener Zeit wiedergeben zu können, rekonstruierte das Architektenteam Fassade und Innenräume sorgfältig anhand alter Fotos und unter Betrachtung anderer an der Strecke befindlicher Bahnhofsgebäude, die Ende des 19. Jahrhunderts nahezu baugleich entstanden. Das war jedoch keine rein konstruktive Aufgabe, galt es doch im gleichen Atemzug eine energetische Sanierung der Gebäudehülle vorzunehmen. Die BASF Wall Systems sagte zu, mittels eines Wärmedämm-Verbundsystems den gründerzeitlichen Charakter der Fassade am Bahnhof Geilenkirchen wieder herzustellen unter gleichzeitiger Erfüllung der geforderten Auflagen. Dabei war klar, dass sich die Ausführung einer solchen Fassade erheblich von einer standardmäßigen WDVS-Fassade unterscheiden würde. Der Schritt von der Theorie zur Praxis gestaltete sich erwartungsgemäß anspruchsvoll. Mit viel Geschick und Sachverstand gelang es dem Architektenteam, gemeinsam mit den Mitarbeitern der BASF Wall Systems und in besonderem Maße auch dem verarbeitenden Malerbetrieb Käbeck aus Herzogenrath, die Fassade des Bahnhofsgebäudes in Geilenkirchen in Vollendung zu rekonstruieren.

Operation “am offenen Herzen”
Alle Umbau- und Instandsetzungsarbeiten am Bahnhofsgebäude in Geilenkirchen erfolgten aufgrund der zahlreichen Schul- und Berufspendler bei laufendem Betrieb. Das gestaltete die in mehreren Bauabschnitten vorgenommenen Arbeiten erwartungsgemäß sehr aufwändig. Massive Baumängel, statische Probleme und Feuchtigkeitsschäden führten zu Bauzeitverzögerungen. Unumgänglich waren eine Kompletterneuerung des Dachstuhls nach historischem Vorbild mit deutlich breiterem Dachüberstand, der Dacheindeckung und -entwässerung sowie die Installation moderner Haustechnik. Auch entstanden barrierefreie Zugänge. Die Empfangshalle erhielt ihre ursprüngliche Holzbalkendecke zurück.

HECK Schalldämmplatte bringt gründerzeitliche Fassade zurück
Sehr anspruchsvoll gestaltete sich die Nachempfindung der gründerzeitlichen Fassade. Dazu zählten die Wiederherstellung der Rundbogenfenster sowie zahlreiche Profilierungen, ausgebildet als horizontale Gesimse und Nuten, Fenstergewände und Bekrönungen. Lange und kontroverse Diskussionen gingen der Entscheidung voraus, sich für den Einsatz eines WDV-Systems zur Wiederherstellung der historischen Fassade zu entscheiden. Fast für die gesamten Baumaßnahmen kam die HECK EPS Schalldämmplatte WLG 035, elastifiziert 140 mm zum Einsatz, weil diese Spezialplatte mit Grafitanteil zusätzlich die durch den Zugverkehr erzeugten Schallschwingungen hervorragend kompensiert.

Rekonstruktion der Rundbogenfenster
Sehr viel Aufmerksamkeit kam der Rekonstruktion der Rundbogenfenster zu. Vorsichtig wurde der Putz um die eckigen Fenster abgeschlagen. Fragment für Fragment kam zum Vorschein. Die Bögen waren noch vorhanden, jedoch zugemauert oder verputzt und mit alten Bahnschienen als Trägermaterial versehen. Auch die ursprünglichen Proportionen der Fenster konnten wieder herausgearbeitet werden. Dazu war es notwendig, die Leibungstiefe zu ändern, was großes handwerkliches Geschick erforderte. Auch die Spiegelflächen unter den Fenstern wurden von Hand aus den Dämmplatten geschnitten und auf der Fassade verklebt.

Millimetergenau aufgemessen und nach zuvor angefertigten Formen entstanden die historischen Bogenprofile für die Rundbogenfenster und die Fensterbekrönungen an den eckigen Fenstern. Die neu eingesetzten Fenster mit traditioneller Teilung und Sprossierung tragen heute ganz erheblich zur altehrwürdigen Ausstrahlung des Bahnhofsgebäudes bei.

Bossenstruktur in Originalproportionen eingebaut
Zur originalgetreuen Rekonstruktion der Fassade gehörte unerlässlich die großflächige Wiederherstellung der Bossenstruktur am zweigeschossigen Gebäudeteil. Eine kleine erhalten gebliebene Fläche ermöglichte es, die ursprüngliche Bossenstruktur genau zu vermessen und nachzuempfinden. Die HECK EPS Schalldämmplatten wurden daraufhin auf der Fassade verklebt und die Bossenstruktur in Originalproportionen “eingebaut”. Dazu wurden mit einem Heißschneidegerät die Nuten hineingeschnitten und zur Stabilisierung ein speziell vorgeprägtes Bossengewebe eingebettet. Der untere Bereich bis auf zwei Meter Höhe erhielt zusätzlich ein Panzergewebe, um den höheren mechanischen Belastungen, denen ein Bahnhofsgebäude ausgesetzt ist, besser standhalten zu können. Als weiteres klassizistisches Element ziert die Fassade ein Gurtgesims, das aus technischen Gründen ebenfalls aus Leichtmörtel vorgefertigt wurde, während das Traufgesims in aufwändiger Handarbeit durch Aufdoppelung mit einer zwei Zentimeter Platte entstand.

Mit dem Alleskönner HECK K+A PLUS stellte BASF Wall Systems für alle Klebe- und Armierungsarbeiten das geeignete Material zur Verfügung. Besonders gute Eigenschaften besitzt der K+A PLUS zudem als Filzputz und sorgte letztlich auf der gesamten Fassadenfläche mit dieser Putzstruktur für den gewünschten, historisch anmutenden Charakter. Als vorbeugende Schutzmaßnahme gegen Vandalismusschäden wurde zudem das HECK Panzergewebe eingebaut. Für die farblichen Nuancen und als zusätzliche Schutzfunktion entschied man sich nach der Erstellung eines Farbkonzeptes und der Auswertung verschiedener Musterflächen im letzten Arbeitsgang für einen Anstrich in Weiß und Grautönen mit Rajasil SHF (Siliconharzfarbe).

Übrigens: Diejenigen, die etwas Zeit mitbringen, können, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheint, in und um Geilenkirchen weitere historische Sehenswürdigkeiten entdecken. Der Blick vom Bahnhofsvorplatz Richtung Innenstadt ist zunächst unspektakulär und bestätigt, dass der 2. Weltkrieg viel Zerstörung über die Stadt gebracht hat. Dennoch zeugen einige historische Bauwerke, so wie der Sitz des Bischöflichen Gymnasiums St. Ursula, verschiedene Patrizierhäuser, Burgen und Schlösser in unmittelbarer Umgebung von der über 625-jährigen bewegten Stadtgeschichte Geilenkirchens, die jetzt mit der Sanierung des Bahnhofsgebäudes um ein wichtiges Kulturgut bereichert wurde.

Den Objektbericht als bebilderten Sonderdruck können Sie HIER herunterladen.

Die BASF Wall Systems GmbH & Co. KG ist mit ihren zwei starken Marken Rajasil Bausanierung und HECK MultiTherm einer der führenden Hersteller von Spezialbaustoffen für Bausanierung und Wärmedämmsysteme. BASF Wall Systems mit Sitz in Marktredwitz ist bereits seit 100 Jahren am Markt aktiv. Als Unternehmen der BASF-Gruppe ist BASF Wall Systems mit rund 200 Mitarbeitern Teil des führenden Chemie-Unternehmens der Welt.

In den modern ausgestatteten vollautomatischen Produktionsanlagen der BASF Wall Systems GmbH & Co. KG werden mineralische Werktrockenmörtel sowie Spezialbaustoffe zum dauerhaften Erhalt wertvoller historischer Bausubstanz aber auch für Neubauvorhaben produziert.

Die Produktpalette umfasst die Bereiche Mauerwerk-, Fachwerk-, Fassaden- und Natursteinrestaurierung, Unter- und Oberputze sowie Anstrich- und Wärmedämmverbundsysteme.

Kontakt:
BASF Wall Systems GmbH & Co. KG
Heiko Faltenbacher
Thölauer Straße 25
95615 Marktredwitz
09231-802500
heiko.faltenbacher@basf.com
http://www.wall-systems.com

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